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Freilernen – Homeschooling in der Schweiz in drei Kantonen – Résumé

Nach unseren Erfahrungen mit Freilernen in verschiedenen Kantonen in der Schweiz, möchte ich euch hier davon berichten:

Bevor wir mit Homeschooling begannen, wohnten wir noch ein Jahr in den Bergen des Kantons Graubünden, weil da der Kindergarten nicht obligatorisch war, und Leonie bis im Alter von 7 Jahren zu Hause bleiben konnte.

Vorerst hatten wir auch noch zwei verschiedenen freie Schulen im Kanton Schwyz und Zürich getestet. Leonie ging zweimal in der Woche über einen Zeitrahmen von wenigen Wochen dahin. Doch es hat für uns schlussendlich nicht gepasst.

Im Jahr 2012 begannen wir dann notgedrungen mit dem häuslichen Unterricht im Kanton Appenzell. Damals waren drei Kinder als schulpflichtig eingestuft. Ich habe mir sehr viel Mühe gemacht und eine fast dreißig Seiten lange Dokumentation geschrieben. Das wäre nicht nötig gewesen, wie sich herausstellte. Eine kurze Begründung von ein bis zwei Seiten hätten durchaus gereicht. 🙂

Wir hatten ein sehr gutes Gespräch mit der damaligen Schulinspektorin und erhielten problemlos die Bewilligung. Hätten wir gewusst, dass es so einfach war, dann wären wir die Option Homeschooling schon viel eher angegangen.

Spätere Besuche der Schulbehörden bei uns zu Hause waren nie ein Problem. Zudem ging Leonie einige Male an eine sogenannte ‚Cockpit‘ Prüfung zur Standortbestimmung. Sie fand dies spannend und wir erhielten sehr gute Ergebnisse.

Für uns als Eltern war das Homeschooling mit viel schriftlichen Arbeiten verbunden, angefangen von der Planung bis hin zu den jährlichen Reflexionen aller Kinder. Doch dies war für uns selber auch ein guter Anhaltspunkt, um die Lernfortschritte irgendwo festzuhalten.

Die Kinder lernten frei, beschäftigten sich jeden Tag mit dem, was sie interessierte. Dies war vor allem Lesen und Tanzen, gefolgt von Mathematik.

Im Frühling 2015 zogen wir aus anderen Gründen in den Kanton Bern um. Damals war es für uns sehr einfach, eine Bewilligung zu erhalten. Wir bekamen darauf hin einen Hausbesuch des zuständigen Schulinspektors, der ganz angenehm und unkompliziert verlief. Ich zeigte ihm die Unterlagen und Dokumentationen, die wir vom Kanton Appenzell her hatten. Er meinte gar, das sei viel zu ausführlich. In Bern musste ich keine Reflexionen oder sonstige schriftlichen Arbeiten abgeben. Wir hätten da für die nächsten drei Jahre unsere Ruhe gehabt.

Doch unsere Kinder wechselten von einer gewöhnlichen Ballettschule in Bern auf eine professionelle Schule in Basel. Deswegen pendelte ich ein Jahr lang mehrmals wöchentlich mit fünf Kindern, darunter unsere Jüngste Naya, die noch ein Baby war, vom Berner Oberland nach Basel. Dies war ein enormer Aufwand und kaum zu bewerkstelligen.

Da es in den Kantonen Basel Land und Basel Stadt nicht erlaubt ist, die Kinder Zuhause zu unterrichten, mussten wir uns eine andere Variante überlegen und zogen 2017 kurzfristig in den Kanton Aargau.

Im Aargau empfanden wir das Freilernen mühsam, im Gegensatz zu Bern oder Appenzell. Dies lag nicht mal sehr an der Schulinspektorin, die wiederum sehr kooperativ und interessiert war an unserer Lernform, sondern vielmehr an der nicht sehr verständnisvollen Person in der Schulpflege, die eigentlich wenig zu sagen hatte.

Ein weiterer wichtiger Grund war, dass Leonie gerade noch in der letzten Klasse der Primarstufe eingestuft war (wir hatten sie bereits im Appenzell bewusst ein Jahr zurückgestuft) und somit im nächsten Schuljahr in die Oberstufe gewechselt hätte. Der Lernstoff der Oberstufe beinhaltet einige Fächer, die wir persönlich nicht als relevant betrachteten, wie beispielsweise Physik oder Chemie.

Hier möchte ich nur ganz kurz meine eigene, ganz persönliche Meinung dazu äußern. Da ich selber früher die Bezirksschule und Kantonsschule besuchte, ist mir einfach bewusst, dass der grösste Teil des Lerninhaltes der Oberstufe für das tägliche, wie auch Berufsleben irrelevant ist, außer, man bildet sich in eine spezifische Richtung, wie z.B. Physik, Mathematik etc. weiter.

Bei unseren Kindern hat sich bis heute kein besonderes Interesse in solche Richtungen gezeigt. Aus diesem Grund, legen wir die Schwerpunkte anders, als in den öffentlichen Schulen.

Englisch ist für unsere Kinder wichtig, da dies, egal in welchem Berufsfeld man tätig wird Tür und Tor öffnet zur großen weiten Welt. Andere Sprachen lernen sie nur nach eigenem Interesse. Leonie beschäftigt sich beispielsweise gerne mit Niederländisch, obwohl dies nicht zum Lehrplan der öffentlichen Schulen gehört. Wir sind diesbezüglich sehr offen und lassen die Kinder ihren eigenen Interessen nachgehen.

Wir hätten uns im Kanton Aargau sehr verbiegen müssen und das Freilernen nicht mehr so praktizieren können, wie wir dies taten. So suchten wir erneut nach einer akzeptablen Lösung in der Nähe von Basel. Schlussendlich entschieden wir uns, die Schweiz zu verlassen und uns im Elsass nieder zu lassen.

Wir wohnen nun seit dem Sommer 2018 auf unserem eigenen Landsitz in Frankreich und fühlen uns hier sehr wohl, sehr frei und würden den Schritt wiederum wagen!

Bei weiteren Fragen dazu könnt Ihr mich gerne kontaktieren, ich biete auch Begleitung an. www.nadinewenger.com