Erfahrungsbericht Co-Sleeping

Erst als Mama, konnte ich verstehen, dass es das Natürlichste der Welt ist, wenn das Baby im selben Bett schläft. Wie schön es ist, ein so süsses, kleines Wesen im Arm zu halten, die Geborgenheit und Nähe zu spüren, wenn es friedlich daneben liegt, das konnte ich mir vorher nicht wirklich vorstellen.

In der ersten Schwangerschaft wusste ich sehr wenig über Babys, über ihre Bedürfnisse über ihre natürlichen Rhythmen und meine Rolle als Mutter. Damals glaubte ich allen Ernstes, ein Baby brauche ein eigenes Zimmer mit Babybettchen. Wir kauften selbstverständlich ein wunderschönes Holzbettchen mit einer lachenden Sonne vorne drauf und einem hellblauen Vorhang. Dazu kam die passende Wickelkommode, der Schrank und einiges mehr. Es sah richtig hübsch aus und ich machte hochschwanger ganz stolz einige Photos davon.

Nun, unsere Katzen liebten das Bettchen und so fand es zumindest teilweise  Verwendung. Als Leonie geboren wurde, waren zum Glück meine natürlichen Urinstinkte als Mutter und Beschützerin erwacht, und ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dieses winzige Wesen, das ich neuen Monate unter meinem Herzen trug in ein einsames, kaltes Bettchen zu legen.

Nein, ich wusste Leonie braucht meine Nähe, mein Geruch, den Hautkontakt, das Stillen, das gemeinsame Atmen während der Nacht. Es fiel mir auf, wenn ich noch wach neben ihr lag, dass sie teilweise Atemaussetzer hatte. Sobald sie jedoch mein Atmen hörte, atmete auch sie ruhig weiter.

Ich hatte das Gefühl, ihr Leben wäre noch so zerbrechlich und könnte aufhören, wenn ich nicht in ihrer Nähe wäre und ihr die Lebensimpulse und meine Liebe geben würde.

Es war beruhigend, ihrem Atem zu lauschen, ihre weiche, warme Haut zu spüren und ihr schlafendes Gesicht zu betrachten, bevor ich selber einschlief. Momente der Stille und Freude.

Dazu kam, dass ich für mich und für Leonie das Schlafen möglichst einfach, praktisch und natürlich gestalten wollte. Warum sollte ich sie in ein anderes Bett oder gar getrenntes Zimmer legen? Ich hätte jedes Mal nachts mühsam aufstehen müssen um zu stillen. Da wäre ich hellwach geworden und hätte erstmal den eigenen Schlaf wiederfinden müssen. Und dies mehrmals in der Nacht? Das wollte ich natürlich nicht. Viel angenehmer war es, im Liegen oder Sitzen, selber noch im Halbschlaf zu stillen und dann gleich wieder einzuschlafen. Windelfrei unterstützte das Ganze enorm, denn Babys wachen auch nachts nicht nur auf, wenn sie Hunger haben, sondern auch, wenn das Pipi drückt und sie mal müssen. Mit der Kombination Co-Sleeping, Stillen und Abhalten hatte ich rasch sehr ruhige Nächte und viel Schlaf. Dies war für mich und mein Befinden sehr wichtig. Denn mit genügend Schlaf war ich auch körperlich und mental fit.

Dazu möchte ich  noch erwähnen, dass es zu Beginn beim ersten Kind noch einige Nächte gab, in denen ich mich tatsächlich abmühte, nach einem sogenannten „4-Stunden-Rhythmus“ zu stillen. Ein Rat, den ich im Geburtshaus bekommen hatte, da angeblich die Muttermilch einige Zeit braucht zum verdauen und nicht neue Milch dazukommen sollte, da dies zu Koliken führen kann.

Ein Ammenmärchen wie sich heraus stellte. Lesenswert dazu fand ich das Buch von Joachim Bensel („Was sagt mir mein Kind, wenn es schreit“), er erläutert da, weshalb es unsinnig ist, dem Baby einen Still-Rhythmus aufzwingen zu wollen. Diese Theorie bestätigte meine Praxis. Ich stillte Leonie einfach nach Bedarf, glücklicherweise kam ich nach wenigen Tagen zu diesem Entschluss, alles andere war gegen die Natur und brachte uns beiden nur Kampf und Unruhe.

Nachts war es also sehr angenehm. Tagsüber hatten wir die ersten zweieinhalb Monate eine schwierige Zeit, bis ich Windelfrei entdeckte und Leonie den ganzen Tag mit mir herum trug. Mehr dazu steht in meinem Erfahrungsbericht unter den Rubriken „Windelfrei & Tragen„.

Mein Mann schlief die ersten Monate auch im Familienbett. Mit der Zeit wurde uns dies allerdings zu stressig, da wir andere Schlaf-Rhythmen hatten. Er ging früher zu Bett, brauchte seine Ruhe in der Nacht und musste morgens früh raus. Leonie und ich gingen spät ins Bett und genossen es auch, morgens lange auszuschlafen. Aus diesem Grund entschieden wir uns, dass mein Mann im anderen Zimmer schlief. So kamen alle zu ihrem Schlaf und es hat sich bis heute ganz gut bewährt.

Als Elyah geboren wurde, war es ganz klar, dass er auch bei mir und Leonie schlafen würde. Beide Kinder haben sich schnell aneinander gewöhnt und schliefen weiter, wenn das andere nachts wach wurde. Es waren trotzdem anstrengende Nächte, da ich mehrmals geweckt wurde, 3-5 mal von Elyah und 1-2 Mal von Leonie. Umso mehr schätzte ich es, dass die beiden gleich neben mir lagen und ich nicht noch in andere Zimmer laufen musste. Dies vereinfachte es wirklich sehr.
Leonie & Elyah im Familienbett

An Tagen, wo mein Mann geschäftlich unterwegs war, hat es einige Zeit gebraucht, bis beide Einschlafen konnten, dies funktionierte teilweise nur mit Tandemstillen. Wenn er da war, kümmerte er sich meist um Leonie und ich legte Elyah ins Bett, nachdem er an der Brust eingeschlafen war, danach konnte ich mich Leonie widmen. Dies funktionierte wunderbar.

Mit ca. 3 ½ Jahren wollte Leonie von sich aus im eigenen Bett im Spielzimmer schlafen. Es war für mich schön zu sehen, dass sie diesen Schritt ganz von sich aus machte. Einige Monate später hatte ich unser Schlafzimmer neu umgestellt und hübsch eingerichtet, was Leonie ganz gut gefiel. Sie bat darum, wieder bei mir und Elyah schlafen zu dürfen, da es da ja jetzt so schön aussehe. Ich musste schmunzeln und es war ganz in Ordnung, dass es nochmals eine Zeit gab, wo sie friedlich neben mir schlafen würde. Ihr eigenes Bett stand also wieder leer und wartet auf den Zeitpunkt, wo sie es sich wieder anders überlegt hatte. Bis dahin genoss ich einfach die Nähe der Beiden ohne irgendwelchen Druck, dass es anders sein ‚müsste’. Ich wusste bereits, dass Leonie auch ganz gut im eigenen Bett schläft und es ihre freie Entscheidung ist, wann sie dies auch wieder tun möchte.

Es gibt bei uns absolut gar keinen Stress, wenn es um das zu-Bett-gehen geht. Leonie geht ins Bett, wann sie müde ist und schläft auch gleich ein. Ich sehe keinen Grund, sie ins Bett zu zwingen, wenn sie noch munter und voller Energie und Tatendrang ist. Häufig ist die Zeit abends, wenn Elyah bereits schläft die Zeit, in der sie in Ruhe für sich noch Bücher anschaut, etwas malt oder sehr kreativ am basteln ist. Ich selbst habe abends beziehungsweise nachts auch meine aktivsten und kreativsten Phasen, also warum sollte dies nicht auch bei meiner Tochter so sein? Zeitraster mag ich selber nicht, denn auch ich bin ein Nachtmensch und erledige dann die Dinge, für die ich tagsüber keine Zeit finde.

Aktuell März 2020: 

Inzwischen haben wir fünf Kinder im Alter von 4 – 15 Jahren. Die Schlafplätze haben sich im Laufe der Zeit und auch der vielen Umzüge immer wieder verändert und angepasst. Die älteren Kinder sind von alleine in ihre eigenen Zimmer ausgezogen. Dies war so im Alter zwischen 7-9 Jahren. Als Baby und Kleinkind schliefen sie noch im selben Bett, danach in einem eigenen Bett im selben Zimmer. Ab einem gewissen Alter ist es natürlich, dass sie sich ihren eigenen Raum suchen. Wir hatten genügend Platz, dies zu ermöglichen.

Nun sind nur noch Ayleen und Naya bei mir im Zimmer. Ayleen (7) hat ihr eigenes Bett und Naya (4) wechselt noch je nach Laune zwischen meinem grossen Doppelbett und ihrem eigenen Kinderbett.

Da wir Freilerner sind, konnten wir unseren eigenen Schlafrhythmus beibehalten. Das heisst, abends wird es später, bis alle schlafen und morgens ebenfalls, da wir Trainings und Termine erst am Nachmittag haben.

Generell gehen die Kinder mit zunehmendem Alter später ins Bett und schlafen morgens dafür länger. Doch es hängt auch ein wenig vom Naturell ab. Die einen sind eher Nachteulen, die anderen Frühaufsteher. Ich sehe es als großen Vorteil, dass wir mit dem Freilernen unseren Tag freier gestalten können, als andere Kinder, die zur Schule müssen.

Einschlafrituale haben wir keine. Bei Babys war dies ohnehin nicht nötig, da sie beim Stillen einschliefen. Im Kleinkindalter gibt es bei uns sehr unterschiedliche Abende. Oftmals lesen wir noch Geschichten vor, manchmal spielen sie lieber. Die älteren Kinder lesen selber sehr gerne vor dem Schlafen.

DVD Filme oder Sendungen auf Youtube gibt es auch bei uns, doch wir achten gerade bei den Jüngeren wenn möglich darauf, dass dies nicht bis kurz vor der Schlafenszeit ist, damit sie ihre Ruhe finden.

Leonie ging bereits ab etwa 10 Jahren ins Bett, wann sie wollte, ich musste sie nicht mehr darauf hinweisen oder kontrollieren.

Bei den Jungs ist es etwas anders, die sind nun bald 10 und 13, da muss ich schon einen Zeitrahmen angeben, sonst würden sie wohl noch stundenlang lesen oder spielen.

Die Jüngeren, Ayleen und Naya werden noch von uns Eltern zu Bett gebracht. Jetzt, wo ich nicht mehr stille, ist dies meistens Papa Zeit, was auch schön ist für die Mädels. Häufig liest er nun die Gute Nacht Geschichten vor und schläft danach selber gleich ein, denn er muss morgens früh raus.

Ich habe dann für mich Zeit, noch Dinge zu erledigen oder auch einfach mal etwas für mich zu machen. Dafür muss ich am Morgen nicht so früh raus.

Ein natürlicher, selbstbestimmter Schlafrhythmus tut uns allen gut und gibt wieder Energie und Elan für den Tag.