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Interview Alleingeburt – Hausgeburt

Für den Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost wurde ich zum Thema Alleingeburt – Hausgeburt interviewt. Im Artikel sind natürlich nicht der ganze Inhalt des Interviews abgedruckt, dafür ist er optisch  sehr schön gemacht. Er wird demnächst auf meiner Homepage online sein. Vorerst hier das Interview in voller Länge:

  1. Wie kamen Sie zu der Entscheidung, drei Ihrer Kinder ohne ärztliche Unterstützung zur Welt zu bringen?

Beim ersten Kind habe ich mich noch nicht getraut, das Baby alleine oder zu Hause zu gebären, deshalb entschieden wir uns für das Geburtshaus. Die Geburt verlief schön, allerdings am Ende verbunden mit grossen Schmerzen.  Ich wusste, es geht auch anders. Ich wusste, wenn ich zu Hause bin, in meinem vertrauten Umfeld und niemanden dabei habe, der mich in diesem sensiblen Prozess der Geburt durch Handlungen oder Ansprechen stört, kann ich mich selber rasch in den optimalen Entspannungszustand versetzen und leicht, einfach und in Geborgenheit und Liebe gebären. Genauso war es bei den folgenden drei Geburten.

  1. Hatten Sie Bedenken bezüglich der Risiken von Alleingeburten?

Nein, da ich mich mental sehr gut darauf vorbereitet hatte mit den Selbstentspannungstechniken von Hypnobirthing. Das Buch ‚Unassisted Childbirth’ der Amerikanerin Laura Shanley war mir eine grosse Hilfe, wie auch englische Foren über Alleingeburten, sowie der Film ‚Birth as we know it’ von Elena Tonetti.

  1. Können Sie kurz beschreiben, wie die Geburten für Sie waren? Wie hat es sich angefühlt, es allein zu schaffen? Gab es Komplikationen? Sie schrieben, dass auch Ihr Mann und Ihre Kinder teilweise dabei waren – was bedeutete das für Ihre Familie?

Alle drei Alleingeburten verliefen so, wie die Natur die Geburt vorgesehen hat: einfach, rasch, liebe- und würdevoll in absoluter Geborgenheit und innerem Vertrauen, tief verbunden mit dem Baby.

  1. Gibt es kurze, aber sehr einprägsame Momente bei den Geburten, an die Sie sich gern oder auch ungern erinnern?

Jede Geburt hatte viele, besonders schöne Momente. Bei Anael hatte ich während den letzten Beiden Wellen (Wehen) ein solch euphorisches Gefühl, dass ich einfach lauthals lachen musste, nicht nur zwischen, sondern während den Wellen. Ich lachte und lachte und konnte einfach nicht damit aufhören, bis er ganz geboren war. Es war so schön und ergreifend, dieses Kind in die eigenen Hände gebären zu dürfen.

  1. Schön wäre, wenn Sie mir für Ayleen ein paar Sätze schreiben könnten, wie alles abgelaufen ist. Wann setzten die Wehen ein? Hatten Sie einen Geburtstermin und wurde er eingehalten? Wo haben Sie das Kind bekommen? Im Geburtspool? Haben Sie die Wohnung dafür umgeräumt, Kerzen aufgestellt oder ähnliches?

Den Geburtstermin konnte ich ganz einfach selber anhand der letzten Menstruation bestimmen und Ayleen wurde sogar genau an diesem Tag geboren.

Ich spürte nachmittags immer mal wieder ein Ziehen. Wir gingen noch kurz einkaufen, danach entspannte ich mich zu Hause. Mein Mann hat den Geburtsraum schamanisch vorbereitet und ich zündete Kerzen an, legte die Begleit-CD ein, nahm Kristalle und energetische Sprays zur Unterstützung.

Es schneite draussen und ich sah den Schneeflocken zu. Zwischendurch kamen die Kinder ins Zimmer und brachten mir ihre Zeichnungen für die Geburt. Wir lachten und alles war ganz fröhlich und entspannt. Dann folgte die Phase im Geburtspool, die ich allein verbrachte. 1 1/2h waren es bei allen drei Alleingeburten, wo es wirklich losging und in der ich jeweils das Baby geboren habe. So kam auch Ayleen mit wenigen, kurzen Wellen und vielen Pausen nach dieser kurzen Zeit von 1 1/2h zur Welt. Es war friedlich, eine Geburt in Ruhe, Frieden und Harmonie.

  1. Was bedeutet eine Alleingeburt für die Bindung zwischen Mutter und Kind?

Die Art der Geburt prägt ein Kind für den Rest seines Lebens. Es ist  der wichtigste, erste Imprint, der unsere innere Grundhaltung als Mensch auch im späteren Leben immer widerspiegelt und uns bei einer natürlichen, harmonischen Geburt ein Urvertrauen gibt in die Natur und die eigene Kraft. Bei einer angenehmen, entspannten Geburt fliessen alle Hormone, die nötig sind für das Liebesband zwischen Mutter und Kind. Während und in der ersten Stunde nach der Geburt sind die Antennen beidseitig offen für das Bonding. Es ist wichtig, diese Zeit in Liebe und Ruhe zu verbringen. Je weniger Ablenkung und Eingriffe von Aussen, desto mehr, kann Bindung stattfinden. Bei einer Alleingeburt sind Mutter und Kind ungestört, eine Einheit ohne routinierte Handlungen und Untersuche von Krankenhaus und Personal. Die beste Voraussetzung für ein starkes Band der Liebe.

  1. Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Umfeld, als Sie die Alleingeburten planten?

Bei der ersten Alleingeburt hatten wir niemanden eingeweiht, sondern vorab nur von Hausgeburt gesprochen. Bei den folgenden Geburten waren sich Familie und Freunde bereits gewohnt, dass ich alleine gebären werde. Die Reaktionen von den uns nahestehenden Menschen waren immer sehr positiv.

  1. Wie waren die Vorbereitungen? Haben Sie ärztliche Untersuchungen wahrgenommen oder sich vorab Hilfe von einer Hebamme geholt?

Eine gute mentale Vorbereitung und ein starkes Vertrauen sind Grundvoraussetzung für eine Geburt alleine. Bei allen drei Alleingeburten verzichtete ich auf Begleitung von Arzt oder Hebamme. Lediglich bei der ersten hatte ich noch vor der Geburt ein Gespräch mit einer Hebamme, die einen Tag nach der Geburt vorbeikam. Bei den anderen Geburten war dies auch nicht nötig. Ich war nicht krank, sondern lediglich schwanger. Es ging mir und dem Baby, abgesehen von kleinen Schwangerschaftsübeln immer gut.

  1. Machen Sie sich nach Ihren Erlebnissen auch für Alleingeburten stark und wollen andere Mütter dazu motivieren, den gleichen Schritt zu wagen?

Ich mache mich in erster Linie für die Hausgeburt stark und schätze ebenso sehr Geburtsbegleitung durch eine liebevolle Hebamme, die vertrauen in den natürlichen Geburtsprozess und die Gebärende hat. Alleingeburt ist für mich persönlich der schönste Weg, ein Baby zur Welt zu bringen. Nach drei wundervollen Alleingeburten wäre es für mich auch nicht mehr anders denkbar. Doch ist dies nicht jeder Frau gegeben, zumindest noch in der heutigen Zeit. Es ist eine Entwicklung, die wohl von selbst immer mehr zunehmen wird, wenn sich Frauen wieder auf ihre eigene, weibliche Kraft besinnen und das Mysterium Geburt als etwas Schönes und Natürliches annehmen können.

  1. Wie kam die Idee, ein Buch zu schreiben und was wollen Sie damit erreichen?

All die Erfahrungen der letzten Jahre mit unseren vier Kindern wollte ich gerne als Inspiration für andere Eltern weitergeben. Denn wir haben so ziemlich alles anders gemacht, als es sonst bei uns in der westlich, technisierten Welt so üblich ist. Angefangen bei unbegleiteten Schwangerschaften über Alleingeburten, Lotusgeburten, Langzeit- und Tademstillen, Windelfrei, Co-Sleeping, Tragen, Continuum Concept etc. Dabei geht es uns immer um den Weg zurück zur Natur, zur Einfachheit hin zu Harmonie und Liebe.

Es geht darum, die wirklichen Grundbedürfnisse eines Babys zu erkennen und diesen achtsam zu begegnen. Es geht mir darum, einen Grundstein zu setzen für eine neue Generation, eine Gesellschaft von Menschen, welche die Grundsätze von Liebe, Freundschaft und Respekt im Miteinander auch wirklich leben, da sie von Geburt an den Imprint bekamen: Ich bin geborgen, ich bin mit allem verbunden, ich bin  Liebe.

 

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